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Die Kaninchenfütterung – Grundlagen

Veröffentlicht am 16.03.2019

Zahnabrieb und Kaninchenverdauung

 

Kaninchen sind bei ihrer Ernährung leider anspruchsvolle Wesen. Zum einen haben sie Zähne, die ein Leben lang nachwachsen und laufend abgerieben werden müssen, da sie sonst zu lang werden. Zum anderen haben Kaninchen eine sehr empfindliche Verdauung, womit nur ausgewählte Futtermittel in einer passenden Kombination gefüttert werden sollen. Wildlebende Kaninchen haben genug Fläche, um sich einfach zu suchen, was sie gerade brauchen. Selbst im Winter können sie sich unter den Schnee graben und finden Gräser und Kräuter. Hauskaninchen sind hingegen auf Gedeih und Verderb auf ihre Halter angewiesen, von denen viele praktisch alles falsch machen.

Kaninchenzähne genügend abreiben

 

Viele Halter stehen irgendwann vor ihrem Kaninchen, welches nicht mehr fressen will und wissen nicht weiter. Möglicherweise sind lediglich die Zähne zu lang geworden. Diese müssen durch ständiges Abnutzen kurzgehalten werden, da sie laufend nachwachsen. Viele erklären, dass Kaninchen deswegen Zweige, trockenes Brot oder anstelle von frischem Gras hartes Heu erhalten sollen, da harte Nahrung die Zähne abnutzt. Das ist bei Kaninchen leider falsch. Für den Zahnabrieb beim Kaninchen ist weniger die Härte vom Futter als die Geschwindigkeit beim Kauen entscheidend, womit die Zähne aufeinander reiben. Hartes Futter wird eher langsamer gekaut als weiches, weil dieses sich angenehmer kauen lässt. Optimal ist frisches Wiesengras, welches auch für die Verdauung der Kaninchen optimal ist. Kaninchen vertilgen sehr gerne viel Gras und kauen dieses schnell. Sie nutzen nicht nur die Schneidezähne, sondern auch hinteren Backenzähne als Mahlwerkzeug sehr gut ab. Dennoch sollen Kaninchen ihre Zweige und auch Heu erhalten, da jedes Futter die Zähne etwas anders abnutzt. Ganz unterschiedliches Futter mit viel frischer Wiese ist deswegen perfekt.

 

Wer bemerkt, dass sein Kaninchen nicht mehr Möhren fressen möchte, obwohl es diese liebt, der sollte die Möhre mal in dünne Scheiben schneiden und anbieten. Wenn das Kaninchen jetzt doch frisst, dann kriegt es die Zähne nicht mehr weit genug auseinander. Wer direkt und über Wochen sehr viel frisches Wiesengras gibt, der kommt um den Tierarzt mit Glück noch herum, der die Zähne abschleifen müsste. Wenn Kaninchen plötzlich nicht mehr fressen, dann kann es auch an Zahnschmerzen oder einer Erkrankung liegen. Das betroffene Kaninchen wäre aufmerksam und zur Vorsicht vielleicht auch durch den Tierarzt zu prüfen, auch um die anderen Kaninchen zu schützen.

Die Kaninchenverdauung

 

Kaninchen gehören zu den Hasenartigen. Diese haben eine einmalige Verdauung, um Pflanzenmaterial aufzuschließen. Hinter dem Krummdarm kommt eine Stelle, an der die Kaninchenverdauung verzweigt. Es geht einmal zum Blinddarm, der jedoch wie eine Sackgasse nicht weiter geht. Dann geht es zum aufsteigenden Kolon und von dort in den absteigenden Kolon und zum Darmausgang. Einfacher verständlich handelt es sich um den Dickdarm. Die Darmwand hat bei Hasenartigen im aufsteigenden Kolon jedoch viele kleine Noppen, mit der kurzfaserige Nahrungspartikel entgegen dem Strom in den Blinddarm befördert werden. Langfaserige Nahrung mit mehr als 0,5 mm Länge wird hingegen schnell ausgeschieden.

 

Nur die gehaltvollen Kurzfasern gelangen in den Blinddarm, werden durch Bakterien aufgeschlossen und zum sogenannten Blinddarmkot, den das Kaninchen regelmäßig absondert und frisst. Einen Teil der Nährstoffe kann das Kaninchen weder im Blinddarm, noch im Kolon absorbieren. Ohne diese Nährstoffe würde das Kaninchen einen starken Mangel erfahren. Es muss deswegen seinen eigenen Blinddarmkot fressen. Die im Blinddarm aufgeschlossenen Nährstoffe können im oberen Verdauungstrakt aufgenommen werden.

 

Kaninchen sind auf eine relativ energiearme Nahrung mit hohem Rohfaseranteil angewiesen. Sie haben eine Verdauung, die kontinuierlich arbeiten muss, womit Kaninchen durchaus bis zu 80 Mal am Tag eine Kleinigkeit fressen. Das Futter schiebt sich schon fast gegenseitig durch den Magen in den Darm. Deswegen soll der Großteil vom Futter sich aus frischem Wiesengras, Kräutern oder auch haltbarerem Raufutter wie getrocknetem Heu oder Kräutern zusammensetzen. Dann sollte aber zur Sicherheit auf einen seriösen Händler zurückgegriffen werden. Wer Giftpflanzen trocknet und an das Kaninchen gibt, der bringt es mit Pech um. Frische Giftpflanzen erkennen die Tiere und fressen diese nicht. Man sieht schnell, welche Pflanzen also nicht mehr gefüttert werden sollen, wenn sie vor der nächsten Fütterung als Reste entfernt werden. Teils sind die Halme auch nur zu grob und werden deswegen nicht gefressen, da Kaninchen die frischen Triebe bevorzugen.

Empfindliche Blinddarmbakterien

 

Eine zu plötzliche Umstellung der Fütterung kann zu sehr schweren Verdauungsproblemen führen. Die Bakterienstämme im Blinddarm müssen sich immerhin erst umstellen und sind dabei leider träge. Es gibt Berichte über Kaninchen, die beim Vorbesitzer nur Fertigfutter erhielten und sich über Wochen oder Monate weigerten, frisches Grünfutter zu vertilgen. Der Halter kann das Fertigfutter reduzieren, womit die Tiere Hunger haben und kann dann leckeres und leicht verdauliches Frischfutter in kleinen Mengen geben. Er darf aber nicht viel weniger Trockenfutter geben oder zu viel Grünfutter in eins füttern. Solch eine Futterumstellung kann in Extremfällen Monate dauern.

 

Wer bereits gut eingestellte Kaninchen pflegt, der soll darauf achten, dass er möglichst keine schnellen Futterwechsel macht. Er kann mal das eine oder andere Gemüse oder Obststück geben, aber das Wiesengras als Basis muss in genügenden Mengen vorhanden sein oder bei großer Knappheit durch Heu ersetzt werden. Aber auch im Winter sollen Kaninchen möglichst immer etwas Frischfutter erhalten, gerade Möhren und Rote Beete sind sehr geeignet, wobei Gurken in zu großen Mengen zu viel Wasser mitbringen. Wer seine Kaninchen daran gewöhnt, der kann sogar Kohl füttern, welcher bei nicht daran gewöhnten Kaninchen jedoch sehr problematisch werden könnte.

 

Wissenswert ist, dass Kaninchen die nötigen Blinddarmbakterien in ihrer Kindheit erst aufnehmen müssen. Leider klappt es nicht, Kaninchen aus falscher Fütterung mit Blinddarmkot anderer Kaninchen zu füttern, da der PH Wert im Magen bei adulten Tieren anders ist und die Bakterien nicht durchkommen würden.

Damit es den Kaninchen gut geht und sie alt werden

 

Angehende Halter sollen also erst einmal eine Futterliste für Kaninchen studieren und sich damit eine private Futterliste erstellen. Einige Lebensmittel dürfen Kaninchen durchaus fressen, aber nicht in großen Mengen oder nicht plötzlich viel und sonst gar nicht. Viele Kräuter oder Gemüsearten sind für die Kaninchen dabei auch medizinisch interessant. Petersilie ist geradezu ein Leckerchen für Kaninchen und zugleich auch sehr gesund. Genauso wie es eine Positivliste gibt, so gibt es auch Negativlisten mit Lebensmitteln für Kaninchen, die gemieden werden sollen.

Copyright und Autor: Robert Brungert

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