Tierschutzverein hoffen, retten, lieben e. V.
Soziale Haustiere mit hohen Ansprüchen
Das Hauskaninchen wirkt einfach und pflegeleicht, doch dieser Eindruck täuscht gewaltig. Alle Kaninchen sind sehr soziale und anspruchsvolle Tiere. Wer sich als Halter einmal mit diesen Ansprüchen befasst, der kann seinen Kaninchen ein gutes Leben ermöglichen, schwierig ist die artgerechte Kaninchenhaltung nicht. Optimal ist es, sich bereits vor der neuen Lebensgemeinschaft mit Kaninchen gründlich über diese zu informieren.
Heutige Hauskaninchen sind im Wesen noch identisch mit Wildkaninchen, die als größere Gruppe Kolonien bilden. Dabei ergänzen sich die Tiere, müssen aber auch ihren Raum haben, um einander aus dem Weg zu gehen. In einer Kolonie können hunderte Kaninchen zusammenleben, die ein ausgedehntes Tunnelsystem mit einem zentralen Kessel und vielen Fluchtwegen anlegen. Das Buddeln ist eines der wichtigen Grundbedürfnisse der Kaninchen, womit Kaninchenbauten ständig wachsen.
Es ist allerdings nicht so, dass Wildkaninchen alle miteinander befreundet sind. Starke Rammler beanspruchen Reviere, die sie sich erkämpfen und verteidigen. Viele der Jungtiere respektieren den Rangobersten nicht und werden vertrieben, womit Inzucht vermieden wird. Aber auch weibliche Kaninchen können einander angreifen und die Rangordnung auskämpfen. Das kommt besonders häufig zur Paarungszeit vor, da es im Kaninchenbau nicht genügend Nesthöhlen für alle Häsinnen gibt. Rangniedere Tiere müssen ausweichen und legen sich nur einen kurzen Tunnel mit Nesthöhle an, der jedoch keine Fluchtmöglichkeiten hat. Rangniedere Kaninchen sind also innerhalb beider Geschlechter benachteiligt.
So ist es auch bei heutigen Hauskaninchen, dass diese zum einen die Gesellschaft anderer Hauskaninchen benötigen, sich aber nicht automatisch miteinander verstehen.
Ob Wild- oder Hauskaninchen: Die geselligen Tiere brauchen unbedingt Artgenossen, mit denen sie mal zusammen liegen oder einander putzen können. Kaninchen leiden, wenn sie nicht wenigstens einen Artgenossen haben. Der Mensch oder andere Tiere sind kein gleichwertiger Ersatz.
Das heißt jedoch nicht, dass man Kaninchen beliebig zusammensetzen darf. Gerade Rammler auf beengtem Raum können sich harte Kämpfe liefern. Aber auch weibliche Kaninchen können einander bekämpfen. Es kommt vor, dass dominante Weibchen selbst den Rammlern gut zusetzen. Das Problem kann während der Paarungszeit oder bei Scheinträchtigkeit sehr viel schlimmer werden. Ein schwangeres Kaninchen zieht sich immerhin zurück und verteidigt die ersten Wochen das Nest mit den Nesthockern gegen jedes andere Kaninchen.
Perfekt ist es, wenn ein Rammler mit ein oder zwei weiblichen Kaninchen gehalten wird. Dominante Tiere ergänzen sich häufig mit weniger dominanten Kaninchen, womit sie sich eher verstehen, als wenn beide Kaninchen sehr dominant sind. Wenn ein sehr großer Freilauf mit mehreren Kaninchenställen bereitsteht, dann können auch größere Gruppen gebildet werden. Die Tiere können sich genügend aus dem Weg gehen und können innerhalb vom Auslauf eigene Kleinreviere bilden.
Rammler verstehen sich untereinander nicht so gut, wenn nicht auf genügender Fläche auch genug Häsinnen sind. Auch ein Kastrieren kann das nicht komplett lösen. Dieses ist in jedem Fall notwendig, auch damit die Tiere weniger markieren. Unkastriert rammeln Kaninchen die Unterlegenen viel häufiger. Das passiert nicht allein zur Fortpflanzung, sondern meistens geht es um die Regelung der Rangordnung und kommt deswegen selbst bei kastrierten Rammlern oder Häsinnen vor. Auch beim Vergesellschaften berammeln die Tiere sich ausgiebig, was aber ganz normal ist.
Bei den Häsinnen, die nicht laufend gedeckt werden sollen, ist das Kastrieren ebenfalls besser. Zum einen haben die Tiere weniger Probleme während der Paarungszeit. Zum anderen können einige Erkrankungen mit häufig tödlichem Ausgang nicht ansetzen. Wenn weibliche Kaninchen nicht Jungtiere haben sollen, dann ist ein Kastrieren schlichtweg gesünder.
Da es viel mehr Kaninchen als Halter gibt und immer noch viele eine Kaninchenzucht als Hobby betreiben, ist es unverantwortlich, als Hobbyhalter noch weitere Kaninchen in die Welt zu setzen. Das gilt auch für andere Haustierarten, dass ein generelles Kastrieren aus diesen und weiteren Gründen für beide Geschlechter sehr sinnvoll ist.
Wer zu einem Einzeltier oder einer Gruppe neue Kaninchen setzt, der soll sich sehr sicher sein, dass die Neuzugänge gesund und geimpft sind. Die Kaninchen müssen als Erstes beim Kennenlernen ihre Rangordnung festlegen. Es gibt den Tipp, den Neuzugang erst einmal in einem Kaninchenkäfig in den Freilauf zu stellen, damit sich die Tiere riechen können. Kritiker erklären jedoch, dass die Kaninchen so voneinander getrennt sind und dadurch eher Feindschaften aufbauen.
Es ist meistens besser, die Tiere mit genügend Ausweichmöglichkeiten in einem für alle Tiere unbekannten großen Auslauf mit genügend schmackhaftem Frischfutter aneinander zu gewöhnen. Da es für Kaninchen eine Ruhezeit ist, wäre die Mittagszeit für den Erstkontakt optimal. Die Tiere haben mit dem Frischfutter eine angenehme Ablenkung und erleben den Moment dadurch vielleicht schon positiver. Dennoch werden sie sich im Normalfall die ersten Tage jagen, berammeln und möglicherweise auch beißen. Solange das nicht überhandnimmt, ist das normal. Nur dann, wenn ein Kaninchen sich komplett absondert, Verletzungen hat oder es einfach gar nicht geht, sollte die Vergesellschaftung abgebrochen werden. Wenn die Tiere aber erst einmal ein paar Tage aufgebracht jagen und balgen, dann ist das nicht weiter schlimm. Es dürfen aber nicht unausgewachsene Jungtiere mit adulten Kaninchen vergesellschaftet werden, da diese sich nicht genügend wehren können.
Wenn die Kaninchen sich nach einigen Tagen verstehen, können sie in den eigentlichen Kaninchenstall zurückgebracht werden. Damit dieser nicht direkt durch die vormals schon heimischen Kaninchen als Revier verteidigt wird, kann er gründlich gereinigt werden. Die Vergesellschaftung der Kaninchen sollte nach ein paar weiteren Tagen überstanden sein.
In freier Natur könnte das unterlegene Kaninchen einfach rennen und sich an anderer Stelle ansiedeln. In einem Kaninchenauslauf mit vielleicht 10 m² ist das nicht möglich. Gut ist es, wenn jeder Unterschlupf zwei Ausgänge hat. Es ist im Übrigen normal, dass Kaninchen in diesen Situationen markieren. Dieses Markieren gehört bei Kaninchen zur Verständigung und macht einen Großteil ihrer Kommunikation aus. Gerade in den unterirdischen Bauten, bei Nacht oder auf Entfernung riechen sich die Tiere und können bereits auf die Artgenossen angemessen reagieren. Wenn sie sich nach dem Vergesellschaften verstehen, sind die meisten Kaninchen weitgehend stubenrein und benutzen ihre Kaninchentoilette.
Wie bereits bemerkt, brauchen Kaninchen immer wenigstens einen Artgenossen. Auch wenn es äußerlich so wirken mag, verstehen Kaninchen und Meerschweinchen sich sprichwörtlich nicht, wodurch das Meerschweinchen massivem Stress ausgesetzt ist. Auch ein sehr fürsorglicher Mensch ist kein gleichwertiger Ersatz für ein anderes Kaninchen. Menschen werden durchaus in die Gruppe aufgenommen und zum Spielen oder Putzen und Schmusen aufgefordert. Sehr zahme Kaninchen können einem auf den Schoß springen und kommen einem entgegen, wenn es Futter gibt. Aber all das muss sich der Mensch verdienen, wichtig ist, dass man seine Kaninchen versteht.
Besonders leckeres und auch haltbares Frischfutter wie Möhren kann immer als kleine Belohnungen gegeben werden. Gerade dann, wenn die Kaninchen ihren Menschen noch kennenlernen müssen, gehen sie erst einmal auf Distanz. Wichtig ist, dass die Kaninchen ausweichen dürfen und man sie nicht jagt und hoch nimmt. Kaninchen wollen als Fluchttiere Bodenkontakt. Damit soll man sie nicht an Ohren oder dem Nackenfell hoch reißen, was für adulte Kaninchen zudem schmerzhaft ist. Man legt sie sich besser auf den Unterarm oder den Schoß, wo sie „Bodenkontakt“ haben und ihnen nichts weh tut. Beim Hochheben wird wenigstens eine Hand das Kaninchen von unten anheben.
Der Mensch muss die ersten Tage und Wochen also erdulden, dass er seine Kaninchen nur mit etwas Sicherheitsabstand sieht und soll immer etwas Leckeres, aber keine Dickmacher, anbieten. Gerade in diesen ersten Wochen ist es wichtig, sich viel Zeit zu nehmen und übereifrige Kinder auf Abstand zu halten. Wer gerne liest oder mit dem Notebook unterwegs ist, der setzt sich einfach in den Kaninchenraum und wird mehr und mehr akzeptiert.
Kaninchen können auf diese Weise ähnlich interessante und zahme Haustiere wie Katzen und Hunde sein und viele Kaninchenhalter wissen, weswegen sie immer Kaninchen haben werden. Zudem lassen sich Kaninchen als Vegetarier mit besserem Gewissen füttern.
Gerade ältere Jahrgänge haben bei der Kaninchenhaltung einen kleinen Kaninchenstall mit Schlafbox oder Stallbuchten im Außenbereich im Sinn, wo häufig jedes Kaninchen in „Einzelhaft“ sitzt. Das ist nicht artgerecht und sogar Tierquälerei. Selbst wenn die Tiere Artgenossen haben, so brauchen sie unbedingt Platz, auch umeinander mal aus dem Weg gehen zu können. Dieser Platz muss zudem gut strukturiert sein, da Kaninchen verschiedene Grundbedürfnisse haben. Kaninchen brauchen einen Kaninchenstall als Ersatz für ihren Kaninchenbau. Zudem brauchen sie einen genügend großen Freilauf, den sie möglichst ununterbrochen für sich nutzen können. Pro Kaninchen wären je nach Größe zwei bis drei m² zu veranschlagen, aber wenigstens 6 bis 10 m² mit Kaninchenstall und Freilauf zusammen für zwei Tiere.
Kaninchen müssen sich bewegen, damit sie ihre Muskeln und Skelett gesund halten. Dazu brauchen sie einige m² Grundfläche, um mal etwas zu rennen, Hacken zu schlagen oder einen Salto zu machen. Zudem braucht es im Kaninchenstall einige Grundelemente.
· Die Freifläche oder der Raum dürfen nicht ständig in praller Sommersonne auf über 25° Celsius kommen, da Kaninchen hitzeempfindlich sind und schnell einen Hitzeschlag erleiden.
· Nicht allein der Kaninchenstall, sondern auch der Auslauf müssen geschützt liegen, Zugluft setzt den Tieren sonst schnell zu.
· Außenflächen müssen zudem hygienisch liegen und dürfen nicht nach jedem Regenfall versumpfen.
· Nicht allein der Kaninchenstall, sondern auch der Auslauf muss sicher sein, da sonst Greifvögel, Füchse, Marder oder auch Katzen und Hunde zuschlagen könnten.
· Der Freilauf muss damit auch ausbruchssicher sein, da man seine Kaninchen mit Pech sonst nie wiedersieht.
· Weder im Kaninchenstall, noch im Auslauf darf es Gefahren wie Stromkabel oder Giftstoffe geben.
Beim Kaninchenstall ist es gut, wenn es noch einen Vorraum vor der Nesthöle gibt und wenn für mehrere Kaninchen mehrere solcher Ställe als Schlaf- und Rückzugsort vorhanden sind. Diese Ställe müssen im Freien nach oben und von den Seiten vor Regen und auch Zugluft schützen. Mit genug anderen Möglichkeiten werden die Kaninchen nicht alles als Toilette nutzen. Der Halter soll aber dennoch einfach mal schauen können, wie es im Innern aussieht, auch um mal nach den Tieren zu schauen, wenn diese nicht rauswollen. Einige der Fertig-Kaninchenställe aus dem Handel könnten solch ein Zentrum im Kaninchenfreilauf werden.
Im Kaninchenbau sind es Kaninchen gewohnt, sich auf mehreren Ebenen zu bewegen. Der Kaninchenstall kann also auf Stelzen stehend gleich drei Ebenen Bilden, wenn auch das Dach für die Tiere begehbar ist. Mit Nest und Vorraum soll solch ein Kaninchenstall wenigstens einen knappen halben m² haben, für große Rassen und viele Tiere reicht das nicht mehr. Es ist wichtig, dass die Tiere sich auch mal ausstrecken können.
Der Kaninchenstall auf Stelzen im Freilauf würde also nicht automatisch auch Grundfläche zehren. Wenn die Kaninchen eine Fläche von z.B. 10 m² haben, dann wären alle Einrichtungselemente auf rund der Hälfte der Fläche zu planen, damit Bewegungsfreiraum bleibt.
Auch im Freien lautet die Frage, ob nicht ein fester Boden der bessere ist. Kaninchen haben wenig Probleme mit Steinplatten. Weder Füchse, noch Kaninchen können die Abzäunung untertunneln. Bei Regen läuft das Wasser mit etwas Gefälle bereits ab und es bleibt hygienischer, als wenn die Tiere über Tage in einer schlammigen Fläche buddeln.
Wer nicht einen sehr großen Freilauf plant, der kommt nicht drum herum, sich für den Bodenbelag etwas auszudenken. Schotter wäre scharfkantig, im Rindenmulch lauern Schimmelsporen, neben Steinplatten ginge auch eine Fläche mit Sand. Der Regen säubert diesen und die Köttel lassen sich zur Not aussieben. Ein Sandbecken, welches schnell abfließendes Wasser garantiert, wäre am bequemsten. Alternativ dazu könnte aber der ganze Bereich mit Steinplatten versiegelt werden, um unter dem Kaninchenstall die möglichst große Buddelkiste zu stellen. Diese müssen die Kaninchen wenigstens haben, da Buddeln ein Grundbedürfnis ist.
Selbst Wildkaninchen suchen sich Stellen, wo sie Kaninchentoiletten anlegen. Genauso suchen Hauskaninchen Stellen in ihrem Lebensraum, wo sie koten. Von Anfang an kann den Tieren ein Katzenklo mit Holzpellets angeboten werden, welche Urin saugen. Täglich sollen die nassen Stellen entfernt und die meisten Köttel entfernt werden. Wenn die Kaninchen eine oder auch mehrere andere Stellen bevorzugen, werden die Katzentoiletten dorthin gestellt. Es gibt genügend günstige Modelle mit Haube, womit das Katzenklo selbst für Außenflächen taugt. Hier wäre es alternativ möglich, dass die Tiere auf die Steinplatten machen und man es alle paar Tage mit dem Gartenschlauch oder Besen entfernt. Möglicherweise mögen die Tiere zum Urinieren dennoch die Katzentoilette mit saugenden Holzpellets oder Maisgranulat. Auf richtiges Katzenstreu wäre wegen Verschluckungs- und Verklumpungsgefahr jedoch zu verzichten.
Neben dem Kaninchenstall kann es möglicherweise ein weiteres Element mit mehreren Ebenen geben. Kaninchen dürfen dabei aber nicht mit Klettertieren verwechselt werden. Zudem ist es gut, wenn es ein paar ruhige Stellen gibt. Sehr gut bewährt haben sich für die Außenhaltung Betonröhren. Für die Innenhaltung wären auch nässeempfindliche Materialien geeignet. Weiterhin sollen Kaninchen einige mitteldicke Holzstämme haben. Die Zweige werden hingegen regelmäßig erneuert und gehören eher zur Fütterung.
Kaninchen sind sehr kältebeständig und können selbst bei unter -10° Celsius in einem geschützten Kaninchengehege mit schützendem Kaninchenstall überstehen, wenn sie sich über Monate an die fallenden Temperaturen gewöhnen können. Zu viel Hitze ist hingegen das Problem, womit nicht allein wegen der Zugluft möglicherweise eine schattige Holzwand gezogen werden muss. Dennoch kann es nicht schaden, wenn es bei Außenhaltung neben einem kalten Boden auch noch ein liegendes Holzzaunelement oder etwas Ähnliches gibt, damit die Kaninchen mal verschiedene Materialien unter den Füßen haben. Solch ein Element kann dann mit etwas Abstand zum Boden wieder einen Unterschlupf bilden.
Kaninchen wollen immer Heu als Notreserve und frisches Wasser haben. Auch bei einer Außenhaltung muss das Heu in der Heuraufe trocken bleiben sowie das Wasser im Winter nicht zu frieren darf. Fertigfutter darf auf keinen Fall zu viel Energie oder Langfasern enthalten, die während der Verarbeitung gemahlen werden. Auch solch ein Fertigfutter, welches höchstens ergänzend gegeben werden darf, muss selbst im Außengehege trocken bleiben. Selbst das Frischfutter, welches Kaninchen täglich erhalten sollen, wäre möglichst an einer überdachten Stelle auszulegen, damit die Kaninchen auch bei Regen angenehm fressen können.
Bei Innenhaltung soll darauf geachtet werden, dass die Futterstelle sich gut reinigen lässt. Liegen gebliebenes Frischfutter soll bei Außen- wie auch Innenhaltung vor einer weiteren Fütterung entfernt werden.
Bei Außenhaltung ist es extrem wichtig, dass weder Füchse, noch die Kaninchen den Freilauf untertunneln. Wer keine Betonplatten als Boden akzeptiert, der kann den gewählten Boden immer noch auf diesen schütten oder unter diesem ein bissfestes und nicht verrottendes Netz legen.
Genauso müssen die Kaninchengehege auch gegen andere Schwachstellen gesichert werden. Nicht ein einfacher Draht, sondern ein mardersicherer Volierendraht soll als Einzäunung verwendet werden. Dieser, ein mardersicheres Netz oder eine feste Bedachung sollen die Kaninchen von oben schützen. Marder haben sehr kleine Köpfe. Wo diese durchkommen, da kommt der ganze Marder durch. Der mardersichere Draht müsste also auch engmaschig sein. Das alles hat leider seinen Preis, die Kaninchen in Außenhaltung sind jedoch sicher.
Bei Wohnungshaltung ist es einfacher. Die Fenster werden mit einem Fliegendraht gesichert, damit die Kaninchen nicht rauskönnen, aber die Fliegen nicht reinkommen. Diese können Eier legen und schlüpfende Maden leben im Kot. Klebt dieser am Hintern, fressen sich die Maden in die Kaninchen. Zudem können Fliegen auch Krankheiten oder sogar Parasiten transportieren.
Weiterhin sollen die Katzen und Hunde des Hauses nicht einfach Zutritt zum Kaninchenraum haben, auch wenn es so aussieht, als würden sich alle gut verstehen. Viele Katzen und Hunde wollen mal balgen und könnten es übertreiben.
Kaninchen sind bei ihrer Ernährung leider anspruchsvolle Wesen. Zum einen haben sie Zähne, die ein Leben lang nachwachsen und laufend abgerieben werden müssen, da sie sonst zu lang werden. Zum anderen haben Kaninchen eine sehr empfindliche Verdauung, womit nur ausgewählte Futtermittel in einer passenden Kombination gefüttert werden sollen. Wildlebende Kaninchen haben genug Fläche, um sich einfach zu suchen, was sie gerade brauchen. Selbst im Winter können sie sich unter den Schnee graben und finden Gräser und Kräuter. Hauskaninchen sind hingegen auf Gedeih und Verderb auf ihre Halter angewiesen, von denen viele praktisch alles falsch machen.
Viele Halter stehen irgendwann vor ihrem Kaninchen, welches nicht mehr fressen will und wissen nicht weiter. Möglicherweise sind lediglich die Zähne zu lang geworden. Diese müssen durch ständiges Abnutzen kurzgehalten werden, da sie laufend nachwachsen. Viele erklären, dass Kaninchen deswegen Zweige, trockenes Brot oder anstelle von frischem Gras hartes Heu erhalten sollen, da harte Nahrung die Zähne abnutzt. Das ist bei Kaninchen leider falsch. Für den Zahnabrieb beim Kaninchen ist weniger die Härte vom Futter als die Geschwindigkeit beim Kauen entscheidend, womit die Zähne aufeinander reiben. Hartes Futter wird eher langsamer gekaut als weiches, weil dieses sich angenehmer kauen lässt. Optimal ist frisches Wiesengras, welches auch für die Verdauung der Kaninchen optimal ist. Kaninchen vertilgen sehr gerne viel Gras und kauen dieses schnell. Sie nutzen nicht nur die Schneidezähne, sondern auch hinteren Backenzähne als Mahlwerkzeug sehr gut ab. Dennoch sollen Kaninchen ihre Zweige und auch Heu erhalten, da jedes Futter die Zähne etwas anders abnutzt. Ganz unterschiedliches Futter mit viel frischer Wiese ist deswegen perfekt.
Wer bemerkt, dass sein Kaninchen nicht mehr Möhren fressen möchte, obwohl es diese liebt, der sollte die Möhre mal in dünne Scheiben schneiden und anbieten. Wenn das Kaninchen jetzt doch frisst, dann kriegt es die Zähne nicht mehr weit genug auseinander. Wer direkt und über Wochen sehr viel frisches Wiesengras gibt, der kommt um den Tierarzt mit Glück noch herum, der die Zähne abschleifen müsste. Wenn Kaninchen plötzlich nicht mehr fressen, dann kann es auch an Zahnschmerzen oder einer Erkrankung liegen. Das betroffene Kaninchen wäre aufmerksam und zur Vorsicht vielleicht auch durch den Tierarzt zu prüfen, auch um die anderen Kaninchen zu schützen.
Kaninchen gehören zu den Hasenartigen. Diese haben eine einmalige Verdauung, um Pflanzenmaterial aufzuschließen. Hinter dem Krummdarm kommt eine Stelle, an der die Kaninchenverdauung verzweigt. Es geht einmal zum Blinddarm, der jedoch wie eine Sackgasse nicht weiter geht. Dann geht es zum aufsteigenden Kolon und von dort in den absteigenden Kolon und zum Darmausgang. Einfacher verständlich handelt es sich um den Dickdarm. Die Darmwand hat bei Hasenartigen im aufsteigenden Kolon jedoch viele kleine Noppen, mit der kurzfaserige Nahrungspartikel entgegen dem Strom in den Blinddarm befördert werden. Langfaserige Nahrung mit mehr als 0,5 mm Länge wird hingegen schnell ausgeschieden.
Nur die gehaltvollen Kurzfasern gelangen in den Blinddarm, werden durch Bakterien aufgeschlossen und zum sogenannten Blinddarmkot, den das Kaninchen regelmäßig absondert und frisst. Einen Teil der Nährstoffe kann das Kaninchen weder im Blinddarm, noch im Kolon absorbieren. Ohne diese Nährstoffe würde das Kaninchen einen starken Mangel erfahren. Es muss deswegen seinen eigenen Blinddarmkot fressen. Die im Blinddarm aufgeschlossenen Nährstoffe können im oberen Verdauungstrakt aufgenommen werden.
Kaninchen sind auf eine relativ energiearme Nahrung mit hohem Rohfaseranteil angewiesen. Sie haben eine Verdauung, die kontinuierlich arbeiten muss, womit Kaninchen durchaus bis zu 80 Mal am Tag eine Kleinigkeit fressen. Das Futter schiebt sich schon fast gegenseitig durch den Magen in den Darm. Deswegen soll der Großteil vom Futter sich aus frischem Wiesengras, Kräutern oder auch haltbarerem Raufutter wie getrocknetem Heu oder Kräutern zusammensetzen. Dann sollte aber zur Sicherheit auf einen seriösen Händler zurückgegriffen werden. Wer Giftpflanzen trocknet und an das Kaninchen gibt, der bringt es mit Pech um. Frische Giftpflanzen erkennen die Tiere und fressen diese nicht. Man sieht schnell, welche Pflanzen also nicht mehr gefüttert werden sollen, wenn sie vor der nächsten Fütterung als Reste entfernt werden. Teils sind die Halme auch nur zu grob und werden deswegen nicht gefressen, da Kaninchen die frischen Triebe bevorzugen.
Eine zu plötzliche Umstellung der Fütterung kann zu sehr schweren Verdauungsproblemen führen. Die Bakterienstämme im Blinddarm müssen sich immerhin erst umstellen und sind dabei leider träge. Es gibt berichte über Kaninchen, die beim Vorbesitzer nur Fertigfutter erhielten und sich über Wochen oder Monate weigerten, frisches Grünfutter zu vertilgen. Der Halter kann das Fertigfutter reduzieren, womit die Tiere hunger haben und kann dann leckeres und leicht verdauliches Frischfutter in kleinen Mengen geben. Er darf aber nicht viel weniger Trockenfutter geben oder zu viel Grünfutter in eins füttern. Solch eine Futterumstellung kann in Extremfällen Monate dauern.
Wer bereits gut eingestellte Kaninchen pflegt, der soll darauf achten, dass er möglichst keine schnellen Futterwechsel macht. Er kann mal das eine oder andere Gemüse oder Obststück geben, aber das Wiesengras als Basis muss in genügenden Mengen vorhanden sein oder bei großer Knappheit durch Heu ersetzt werden. Aber auch im Winter sollen Kaninchen möglichst immer etwas Frischfutter erhalten, gerade Möhren und Rote Beete sind sehr geeignet, wobei Gurken in zu großen Mengen zu viel Wasser mitbringen. Wer seine Kaninchen daran gewöhnt, der kann sogar Kohl füttern, welcher bei nicht daran gewöhnten Kaninchen jedoch sehr problematisch werden könnte.
Wissenswert ist, dass Kaninchen die nötigen Blinddarmbakterien in ihrer Kindheit erst aufnehmen müssen. Leider klappt es nicht, Kaninchen aus falscher Fütterung mit Blinddarmkot anderer Kaninchen zu füttern, da der PH Wert im Magen bei adulten Tieren anders ist und die Bakterien nicht durchkommen würden.
Angehende Halter sollen also erst einmal eine Futterliste für Kaninchen studieren und sich damit eine private Futterliste erstellen. Einige Lebensmittel dürfen Kaninchen durchaus fressen, aber nicht in großen Mengen oder nicht plötzlich viel und sonst gar nicht. Viele Kräuter oder Gemüsearten sind für die Kaninchen dabei auch medizinisch interessant. Petersilie ist geradezu ein Leckerchen für Kaninchen und zugleich auch sehr gesund. Genauso wie es eine Positivliste gibt, so gibt es auch Negativlisten mit Lebensmitteln für Kaninchen, die gemieden werden sollen.
Kaninchen fressen rund 80 Mal am Tag eine Kleinigkeit, wenn sie richtig gefüttert werden. Sie sollen deswegen auch mehrfach am Tag gefüttert werden. Frische Wiese darf nach dem Pflücken nicht dick geschichtet gelagert werden, da sie sonst innen warm und damit unbekömmlich wird. Auch bei anderen Futtermitteln darf nur bekömmliches Futter gegeben werden. Perfekt ist es, wenn mehrfach am Tag etwas frische Wiese und etwas weiteres Frischfutter wie Möhren, Sellerie oder Rote Beete gegeben wird. Die Heuraufe soll nie ganz leer werden. Bevor diese ganz leer ist, wird der Rest entnommen und gegen frisches Heu getauscht. Kaninchen lassen die sperrigen Halme zurück, wenn sie genug Futter haben. Auch frische Zweige müssen nicht ständig, sondern nur einmal die Woche erneuert werden. Wenn Kraftfutter gegeben wird, dann immer nur wenig und nicht den bereits übergewichtigen Tieren. Auch viele Frischfuttermittel sollen nur in geringen Mengen oder nur alle paar Tage mal gegeben werden.
Der Halter muss also nicht 80 Mal am Tag etwas Futter zu den Kaninchen bringen. Dennoch soll mehrfach am Tag in passenden Mengen etwas Frischfutter gegeben und die Wassertränke kontrolliert werden. Kaninchen mit viel Frischfutter trinken selbsterklärend weniger, sollen aber dennoch immer die Möglichkeit haben.
· täglich frische Wiese
· regelmäßig frische Kräuter
· täglich frisches Gemüse, aber nicht alles in beliebiger Menge
· täglich oder alle paar Tage ein paar Beeren und Obst, aber kein Kernobst, da dieses zu viel Zucker enthält und niemals Avokados oder gespritztes Obst mit Schale
· wöchentlich frische Zweige
· Heu zur beliebigen Verfügung als Lückenfüller
· getrocknete Kräuter, wenn keine frischen Kräuter vorhanden sind
· bei erhöhtem Energiebedarf ausgesuchtes Fertigfutter, aber nur als Beifutter
· Brot oder Getreide, da Kaninchen die meisten Getreidearten nicht oder nicht gut vertragen und in freier Natur nicht allein die Körner fressen täten, sondern die ganzen Ähren
· Fertigfutter mit Langfasern, die zuvor gemahlen wurden
· nur oder überwiegend Trockenfutter
· zu energiehaltiges Futter
· im Magen aufquellendes Futter
· Leckerchen mit Zucker oder Zucker allgemein, abgesehen von etwas Fruchtzucker
· giftige Pflanzen, die es sich im frischen Zustand jedoch heraus selektieren kann
· verarbeitete Lebensmittel für Menschen
· mal nur das eine, dann nur das andere
Wer Kaninchen zu viel Zucker in Form von Kernobst oder Leckerchen gibt, der hat bei den Tieren schnell mit Zahnproblemen und Übergewicht zu kämpfen. Zudem ist solch ein Futter nicht gut für eine gesunde Verdauung und soll reduziert oder bei Leckerchen sogar vermieden werden. Möhren oder Gurken sind die Schokolade der Kaninchen.
Auch Kraftfutter sollte nur bei einem höheren Energiebedarf bei säugenden Kaninchen, bei Jungtieren, mageren Kaninchen oder Angorakaninchen mit starkem Fellwuchs gegeben werden. Nicht alle Getreidearten werden vertragen und auch dann sollte der ganze Halm und nicht das einzelne Korn gegeben werden. Also wäre auf viele handelsübliche getreidehaltige Kraftfuttermischungen zu verzichten.
Wenn bei der Verarbeitung lange Fasern gemahlen werden, um daraus Pellets oder anderes Fertigfutter zu erzeugen, dann kann das zu sehr großen Verdauungsproblemen bei Kaninchen führen. Diese brauchen viel Rohfaser und damit viel Masse, aber langfaserige Nahrung ist für den Blinddarm ungeeignet und wird direkt ausgeschieden. Wenn im Beutel für Heu oder getrocknete Kräuter ein staubiger Rest am Boden bleibt, dann wäre dieser zu entsorgen. Es sind zu viele beiläufig zermahlene Langfasern enthalten.
Wer aus Bequemlichkeit lieber Heu gibt, als ständig frische Wiese zu rupfen, die sich in kleinen Mengen im Kühlschrank für einige Tage halten würde, der tut seinen Kaninchen keinen Gefallen. Diese nehmen mit der Nahrung bereits Wasser auf. Kaninchen nutzen auch mal die Kaninchentränke. Wenn sie nur Trockenfutter erhalten, dann nehmen sie häufig zu wenig Wasser auf und nehmen langfristig Schaden.
Quellendes Futter wie einige Pellet-Futtermittel dürfen Kaninchen möglichst gar nicht erhalten. Kaninchen können sich nicht übergeben. Wenn sie zu viel quellendes Futter auf einmal verzehren, dann kann ihnen leider der Magen platzen, was zum Tod führt. Praktisch ist, dass dieses mit Frischfutter oder Heu praktisch gar nicht passieren kann, sondern eher mit Futtermitteln, die ohnehin nicht oder nur in kleinen Mengen gegeben werden sollen.
Wer seine Kaninchen wirklich liebt und sie gut versorgen möchte, der muss leider alle paar Tage auf die Wiese und Gras rupfen. Zudem erhalten die Kaninchen immer einen Anteil vom Gemüse und noch einen kleinen Anteil vom Obst. Aber auch Kräuter und Zweige sind wichtig für die Kaninchenernährung. Genau wie bei den Kräutern nicht alles gegeben werden soll, so ist es auch bei Zweigen für Kaninchen, dass es Positivlisten gibt. Dabei ist immer auch das Futter aufeinander abzustimmen sowie man keine zu plötzlichen Futterumstellungen wagen darf. Nur mit der richtigen Fütterung nutzen die Zähne ab. Nur mit der richtigen Fütterung werden Verdauungsprobleme vermieden. Aufgasungen, Magenüberladung oder auch Diarrhö sind nicht kleine Wehwehchen für die Kaninchen, diese können daran im schlimmsten Fall sterben.
Wer sich einmal in die Kaninchenfütterung eingearbeitet hat und alles beachtet, der muss nicht lange überlegen und hat nicht so viel Arbeit damit, wie am Anfang. Dafür werden sich die Kaninchen wohl fühlen, einen als „Kaninchen“ eingemeinden und man kann zusammen alt werden.
Copyright Bilder und Texte: Robert Brungert, www.huehner-hof.com
Lasgo sucht Zuhause als Einzelprinz mit Freigang!
Lasgo, BKH Mix, rot getigert, männlich, kastriert, Mai 2023 geboren, gechipt, geimpft gegen Schnupfen, Seuche, Leukose, Tollwut, Muttertier FeLV und FIV getestet, sucht Zuhause, wo er nach Eingewöhnung auch Freigang haben kann. Er lebt bisher mit Artgenossen zusammen, aber man merkt, dass er lieber alleine wäre und auch Freigang haben möchte.
Lasgo ist lieb und schmusig, aktiv und verspielt. Die anderen Katzen, auch seine Schwester, hält er auf Abstand.
Wer kann dem Süßen ein Für-Immer-Zuhause schenken?